Stadt der Zukunft fokussiert in der Nachfolge von „Haus der Zukunft“ auch weiterhin auf Technologieentwicklung für Gebäude. Im Mittelpunkt dieses Themenfeldes steht die Optimierung von Systemen und Technologien, um wesentliche Beiträge zur Reduktion des Energieverbrauches (Strom, Wärme und Kälte) zu leisten und um den Einsatz erneuerbarer Energien zu fördern.
Fragen zu Themenfeld 3:
- Auf welche (neuen) Schlüsseltechnologien zur Energieoptimierung von Gebäuden und zur Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien für Gebäude soll aus Ihrer Sicht der Fokus der Forschung gelegt werden?
- Welche neuen Forschungsthemen sehen Sie im Zusammenhang mit der Vorfertigung von Gebäuden und Gebäudeteilen und soll Ihrer Ansicht dieses Feld weiter forciert werden?
- Sollen Ihrer Meinung nach die Fragen zur Marktüberleitung stärker berücksichtigt werden? Welche Technologiefelder kommen dafür besonders in Frage?
Die Vorfertigung von Gebäuden und Gebäudeteilen ist derzeit für verschiedene Bereiche hochaktuell und sollte weiter forciert werden:
* Viele Gebäudesanierungen rechnen sich nur durch Dachausbauten mit ein oder zwei zusätzlichen Stockwerken. Aufgrund statischer Restriktionen sind hier oft nur Leichtbauten möglich. Größere Dächer bieten die Möglichkeit flexible Ein- oder Zweiwohnungsmodule mit kleinen Freiräumen am Dach unterzubringen und durch die zusätzlichen Mieteinnahmen (freie Meitzins) die thermische Sanierung der Gebäude darunter zu finanzieren. Durch vorgefertigte hochgedämmte Wohnungs- und Kleinhausmodule im Leichtbau lassen sich solche Dauchausbauten schnell und kostengünstig errichten.
* Die derzeit ungelöste Flüchtlingsproblematik zwingt zu unkonventionelle und oft menschenunwürdige Lösungen wie Zeltstädte. Hier wären Containersiedlungen aus vorgefertigten energieeffizienten Modulen eine sinnvolle Alternativvariante.
* Kindergärten und Schulen benötigen oft schnelle Zubauten. Schulklassen sind oft in konventionellen Containerblöcken unter lüftungstechnisch und hygienisch unbefriedigenden Bedingungen untergebtacht. Hier würden effiziente und für diesen Anwendungsfall optimierte vorgefertigte Einheiten eine wesentliche Verbesserung bringen.
* selbst Studentenheime werden heute zunehmend als mehrstöckige Containersiedlungen gebaut.
* Für Kleinhaus bzw. Containermodule kann sich zudem, wenn nicht mehr benötigt, ein Sekundärmarkt bilden.
Eine schöne Möglichkeit verschiedene Konzepte für Kleinhäuser in der Forschung umzusetzen stellt z.B. die Teilnahme am Solar Decathloin Wettbewerb dar. Eine solche Teilnahme hat eine hohe Multiplikatorwirkung, da sie für alle beteiligten Studenten, Lehrer und Sponsorfirmen eine günstige aber sehr intensive Möglichkeit ist, sich mit der Vielfältigkeit solcher vorgefertigter Module auseinanderzusetzen. Österreich hat erst einmal an einem Solar Decathlon teilgenommen (TU Wien, USA, 2014) und diesen auf Anhieb gewonnen. Durch die hohe internationale Werbewirkung für österreichisches Know How und österreichische Produkte, die bei einem solchen Wettbewerb zur Anwendung kommen, ergeben sich schöne Synergieeffekte. Aus diesem Grund sollte auch seitens der FFG solche Initiativen gefördert werden.
* https://en.wikipedia.org/wiki/Solar_Decathlon_Europe
Die angestrebte Optimierung von Systemen und Technologien zur Gebäudeoptimierung und -modernisierung als Beitrag zur Reduktion des Energieverbrauches (Strom, Wärme und Kälte) und zur Förderung des Einsatzes erneuerbarer Energien im Rahmen der Stadt der Zukunft sollte um weitere Aspekte ergänzt werden. Vor- und Nachteile sowie Fragen der Marktdurchdringung von Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen (Bau- und Dämmstoffe), Smart Home Technologien sowie die Akzeptanz solcher Lösungen seitens der Nutzer sollten eingehend untersucht werden.
Mit Interesse verfolgen wir die Diskussion zu offenen Forschungsthemen für die Stadt der Zukunft. Folgende Forschungsfragen sind ergänzend zu den bereits genannten Themen aus Sicht von Wien Energie zu nennen:
Für die Integration effizienter (Wärmepumpen, Brennwerttechnik) aber auch Erneuerbarer Energieträger (primär Solarthermie) in Wärmesystemen stellt die Senkung der Temperaturniveaus eine zentrale Herausforderung dar. Effiziente technische Lösungen für Neubau aber vor allem für die Nachrüstung in der Sanierung sind ein entscheidender Faktor. Die Forschung könnte sich mit der Frage beschäftigen, welche Hürden für eine stärkere Verbreitung (v.a. in der Sanierung) bestehen bzw. welche Anreize geschaffen werden könnten.
Um Home Automation inklusive Integration von Anlagen zur Energieerzeugung aus Erneuerbaren Energiequellen (+ Speicher) breiter auszurollen, ist die Kommunikation zwischen den Geräten maßgeblich. Die Standardisierung der entsprechenden Protokolle ist Grundvoraussetzung für die Ermöglichung des Internets der Dinge im Energiebereich. Die Forschung sollte sich mit der Entwicklung einheitlicher Protokolle beschäftigen. Zentrales Augenmerk ist dabei auch Sicherheitsfragen beizumessen.
Die Diskussionen um die Stadt der Zukunft und Technologieentwicklungen im Gebäudebereich dürfen nicht ausschließlich auf das Energiethema reduziert werden. Insbesondere im Bereich Recycling und Reuse von Baustoffen und Bauteilen besteht großer Forschungs- und Entwicklungsbedarf – sowohl auf Ebene der Stadt als auch auf Ebene des Gebäudes: Konzepte und Technologien für die Aufbereitung und hochwertige Nutzung vor Ort, Urbane Prospektion,…
Beim Einsatz neuer Technologien wie Bauteilaktivierung im Gebäudesektor darf der notwendige Forschungs- und Entwicklungsbedarf Seitens der Automatisierungs- und Regelungstechnik nicht vernachlässigt werden (Stichwort: Impact of Building Automation, Controls and Building Management (EN 15232:2012)). Mehrgeschossbauten (unterschiedlicher Verwendung) bärgen bzgl. Komplexität neue Herausforderungen im Vergleich zu einfachen Forschungsobjekten unter idealen Bedingungen. Die Umsetzung, von Forschungs-erprobter Automatisierungs- und Regelungstechnik in die Praxis, erfordert Forschungs- und Enwicklungsarbeiten zu den Themen: Komplexitätsreduktion, von umfangreicher Sensorik zu Praxis-tauglicher Sensorik und schließlich betreffend die Nutzerfreundliche Betriebsführung.
Das Gebäude als Energiespeicher wurde bereits in anderen Beiträgen hervorgehoben. Für die erfolgreiche Marktüberleitung sind auch anderer Planungsprozesse als bisher erforderlich. Die Eingewöhnung oder Umstellung aller Beteiligten an die neuen Prozesse stellen bei einer tatsächlichen Planung und Ausführung derzeit noch einen hohen „Reibungsfaktor“ dar — das verursacht höhere Kosten, aus diesem Grund ist die Förderung der Marktüberleitung sehr relevant.
(siehe auch Themenfeld 4)
Leuchtturmprojekte zur energetischen Sanierung von Gebäuden, dh zur Minimierung des Heiz- und Kühlbedarfs über Wärmepumpen sind dringend geboten, nachdem zu wenig untersucht und vorhanden. Eine energietechnische Sanierung kann im Gebäudesektor sogar im Regelfall über optimierte Haustechnik kostengünstiger und effizienter erreicht werden als über Wärmedämmung (!). Genau dies ist unter unterschiedlichen Gegebenheiten zu untersuchen.
Insbesondere ist auf die Tatsache Rücksicht zu nehmen, dass Bürogebäude Hotels etc., welche im Regelfall Glasfassaden haben, oder historische Gebäude keinesfalls über Wärmedämmung energetisch saniert werden können. Referenzprojekte zu schaffen und zu vermessen wäre hier dringend geboten. Auch hier wäre neben Demonstration das Thema Marktüberleitung von extremer Bedeutung.
Wir befassen uns seit vielen Jahren mit dem Thema „Energiespeicher Beton“. Je tiefer wir in die Materie eindringen und je mehr Studienergebnisse und praktische Beispiele uns vorliegen, umso überzeugter sind wir, dass die Technologie der Bauteilaktivierung einen ganz wesentlichen Beitrag nicht nur zu einer maßgeblichen Reduktion des Energiebedarfs im Sektor Raumwärme beiträgt, sondern auch einen sehr interessanten und effektiven Ansatz zur kurzzeitigen Speicherung von Energie darstellt. Der Rahmen der Energiequellen spannt sich von der Nutzung von Umweltenergien, über die Nutzung von Fernwärme hin bis zur Umwandlung von überschüssiger elektrischer Energie durch Wärmepumpen.
Für Neubauten lässt sich das Themenfeld 3 in drei große Kapitel gliedern:
3.1 ) Das bauteilaktivierte Gebäude – ein energieeffizientes Gesamtkonzept
3.2 ) Das Gebäude als Energiespeicher
3.3 ) Wie muss dieses Gebäude geplant und gebaut sein?
Zu 3.1 ) Das bauteilaktivierte Gebäude – ein energieeffizientes Gesamtkonzept
Bisher von uns initiierte, von uns begleitete oder uns bekannte Forschungsvorhaben führen in der Zusammenschau zu sehr gut nutzbaren Erkenntnissen:
-Ein allseitig gut gedämmtes und beschattetes Gebäude kann ( fast ) wie ein von der Umwelt klimatisch entkoppelter, eigenständiger „Körper“ betrachtet werden.
-Durchgeführte Berechnungen und Messungen zeigen, dass Temperaturflüsse in den Bauteilen aus Beton schneller stattfinden als bisher angenommen.
-Des Weiteren konnte rechnerisch und anhand von Messungen nachgewiesen werden, dass die Temperaturen in den raumbildenden Bauteilen ( unbekleidet und gut wärmeleitend ) bereits nach wenigen Stunden nahezu identisch sind.
-Der ständig stattfindende Temperaturausgleich erfolgt weitaus überwiegend durch Wärmestrahlung oder über den direkten Kontakt von Bauteil zu Bauteil, die Konvektion spielt bei so gleichmäßigen Temperaturen nur mehr eine sehr untergeordnete Rolle.
-Durchgeführte Vergleiche von Berechnungen mit Messungen bestätigen, auf Grundlage des Rechenkerns, die Berechenbarkeit des Gebäudeverhaltens durch Simulation.
Aktueller Forschungsbedarf besteht bei großvolumigen Wohnbauten. Es ist zu klären, ob eine Zonierung in Wohnungen und/oder den Himmelsrichtungen entsprechend sinnvoll ist, welche Auswirkungen auf das Gesamtsystem das individuelle Nutzerverhalten ( z. B. Lüftungsverhalten ) hat, welche Systeme der Energieversorgung für größere Einheiten ( Einzelobjekte oder im Verband gleichartiger Bauwerke bzw. Nutzungen ) optimal sind. Eine weitere Frage ist, ob innenliegende Lüftungsschächte bzw. Bauteile zur Abfuhr von Wärme funktionieren, wie sie auszubilden und in das System einzubinden sind etc.
Den Speicher selbst betreffend sind weitere Abklärungen hinsichtlich seiner Funktionsdauer, seiner Steuerung oder der Abstimmung des Zusammenwirkens mit meist unregelmäßig anfallender Umweltenergie zu untersuchen. Eine wichtige Fragestellung in Zusammenhang mit diesen Fragen ist, wer die Steuerung des Speichers übernimmt ( der Nutzer des Speichers, der Netzbetreiber, der Energieproduzent ? ).
Zu 3.2 ) Das Gebäude als Energiespeicher
Wird ein Gebäude, was ja viel Sinn macht, als Energiespeicher genutzt, sind zur Optimierung dieses Vorhabens eine Reihe von Fragen zu beantworten. Einige Ideen dazu:
Für welchen Zeitraum soll der Energiespeicher „Einzelgebäude“ ausgelegt werden?
Reagiert ein gesamtes Gebäude anders als ein einzelnes Raumelement?
Macht es überhaupt Sinn, im Sinne der Schwarmwirkung oder des Ausgleichs von Energiebedarf und Energiedargebot für Nachbargebäude vorzusorgen?
Wie und wohin wird überschüssige Wärme im Sommer aus dem Speicher abgeführt ?
Zu 3.3 ) Wie muss das Gebäude geplant und gebaut sein?
Anmerkungen zur Planung:
Der wirksamste Hebel für die Errichtung eines energieeffizienten Gebäudes ist eine intelligente Planung. Entsprechend sorgsam ist die Planung zu bearbeiten.
Oberste Priorität hat der Grundsatz, dass über das Haustechnikkonzept sofort bei Planungsbeginn des Objekts entschieden werden muss!
Dazu einige Anmerkungen:
Thema Akustik:
Studien und nachfolgende Abklärungen haben gezeigt, dass für die Funktionalität der Bauteilaktivierung und der Akustik folgende Flächenaufteilung der jeweiligen Raumdecke ausreichend ist:
2/3 der Deckenfläche reichen für die Bauteilaktivierung und
1/3 der Deckenfläche reicht für raumakustische Maßnahmen.
Thema Gebäudehülle:
Neben der thermischen Qualität haben oberste Priorität die Luftdichtheit und eine windsichere Beschattung.
Nach Möglichkeit ist eine Lochfassade ( auch wenn diese aus architektonischen Gründen dann „verglast“ wird ) anzustreben.
Zum Ausgleich von Wärmestrahlen sollen den Fensterflächen nach Möglichkeit nicht verkleidete massive Wände gegenüberstehen.
Dachflächen auf jeden Fall sehr hell halten ( der Albedoeffekt ist am Dach am wirksamsten ).
Dachflächen besonders sorgfältig dämmen.
Generell helle Oberflächen bevorzugen.
Thema Flächenwidmung in Gewerbebauten ( Bürobauten ):
Flächen mit normaler Belegung und mit hoher Belegungsdichte ( ausgewiesene Flächen ) definieren.
Zusätzliche Systeme zur Klimatisierung nur für ausgewiesene Flächen vorsehen.
Große Wärmeerzeuger ( wie z. Server ) in eigenen Räumen unterbringen. Die in diesen Räumen anfallende Wärme ist mit eigenen Systemen zu nutzen oder abzuführen.
Thema Abfuhr oder Nutzung von überschüssiger Wärme:
Dieses Thema verpflichtend bei der Planung behandeln.
Wenn keine sinnvolle Möglichkeit zur Nutzung von überschüssiger Wärme besteht:
Stiegenhaus – und Liftkerne als Energiespeicher nutzen und in die thermische Bewirtschaftung des Gebäudes einbinden ( diese Bauteile sind eine Möglichkeit zur Ablüftung der Wärme über Dach – Stichwort „Nachtlüftung“ ).
Anmerkungen zur Bauausführung:
Entscheidend für das klaglose Funktionieren der Bauteilaktivierung ist ein luftdichtes Gebäude mit einwandfreier Gebäudehülle ohne Kältebrücken. Wie bei der Planung ist es sinnvoll, die kritischen Punkte schon vor der Bauausführung zu erfassen und die Ausführenden entsprechend zu unterweisen. Hilfreich wären Qualitätshandbücher ( die entsprechend dem Verlust an handwerklichem Know-How ohnehin längst erarbeitet werden sollten ).
Noch eine generelle Feststellung betreffend Gebäudemodernisierungen:
Nach unserer Einschätzung ist es durchaus vorstellbar, geeignete Bestandsgebäude mit einer Bauteilaktivierung nachzurüsten und dem Energieverbrauch in diesem Segment zusätzlich zur thermischen Sanierung einen zusätzlichen Hebel entgegen halten zu können.
Allerdings fehlen für diese Herausforderung derzeit jegliche systematische Ansätze.
Nachbegrünung der bestehenden Bauten, Höfe und Straßenräume wurde in den Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt: Es gibt bereits Weltweit auch In Österreich zahlreiche Untersuchungen, die bauphysikalisch nachweisen, dass sie klimawirksam ist. Daher schlage ich die ‚Entwicklung der ortsgebundenen Planungsgrundlagen mit detaillierten Angaben zur Umsetzung mit Anbindung der AnwohnerInnen ‚ als Themenfeld der Ausschreibung vor.
Auch die alltägliche Praxis der Sanierung von Parterre und Souterrain der historischen/gründerzeitlichen Bauten wirft viele Fragezeichen auf. Welche Methoden, welche Produkte und welche Planungswege wären richtig, das wurde schon untersucht. Die Nachweise dafür, die grundsätzlich nur durch reale Umsetzungsbeispiele erbracht werden können, bleiben noch offen.
Im Neubau behauptet sich Holz vielfach als konkurrenzfähiges Baumaterial, im Sanierung- und Nachverdichtungsbereich wird es meist noch nicht als gleichwertig gesehen.
Nachhaltige recycle fähige vorgefertigte Konstruktionen sind in der Regel teurer als konventionelle Systeme. Diese vorgefertigten Konstruktionen müssen daher Zusatzfunktionen übernehmen – sie müssen mehr können als nur „dämmen“.
Die wesentlichen Vorteile, wie Ökologie, Recyclebarkeit und Trennbarkeit der vorgefertigten Holzbauweise (inkl. Gebäudetechnikkomponenten) in der Sanierung und Nachverdichtung müssen den derzeitigen Mehrkosten anschaulich und nachhaltig gegenübergestellt und die Vorteile für alle Beteiligten ausgearbeitet und verbreitet werden.
Dazu bedarf es neue zukunftsweisende Konzepte und Leitlinien in der Sanierung.
Energieeffizienz ist die mit Abstand größte und resistenteste Energieressource – speziell in den Städten – „Urban Energy“. Nur wenn diese Ressource in großem Umfang und so effektiv wie möglich genutzt – geerntet wird, wird eine dauerhafte unabhängige Energieversorgung mit 100% Erneuerbarer Energieträger Realität. Die Zeit drängt jedoch, und Österreich war dank der Haus der Zukunft – Programmlinie von 2000 bis 2007 weltweit führend auf diesem Sektor. Mit dem Passivhaus-Standard wurden die Meilensteine für kostengünstiges energieeffizientes Bauen geschaffen und 1.000-fach praxistauglich mit besten Erfahrungswerten umgesetzt. Eine erfolgreiche Marktüberleitung wurde aber vollkommen versäumt oder vielmehr verhindert. Will man, wie schon Wolfgang Streicher in seinem Kommentar erwähnt, mit der Einführung des Nearly Zero Energy Buildings in Europa nicht gänzlich den Anschluss verlieren, ist es nun höchst an der Zeit, dies auch wieder auf diesen eben wichtigsten Aspekt der Energiewende – der Energieeffizienz – zu konzentrieren. Ein „Nearly Zero Energy Buildings“ ist ein Gebäude, welches nahezu KEINE Energie benötigt, unabhängig wie sie erzeugt wird! Nur so werden wir eine 100% Erneuerbare Energiewende schaffen. Ein Gegenrechnen oder „Schönrechnen“, wie es in der OIB RL6 und im Nationalen Plan für das NZEB gebacht wird, führt nicht zum Ziel. Ganz Europa hat dies verstanden, nur Rumänien und Österreich noch nicht. Hier ist nun genau ein wesentlicher Fokus in der Analyse und vor allem in der Marktüberführung zu setzen. Auch der Forschung muss es erlaubt sein, auf bewährtes zu setzen – das Passivhaus hat sich bewährt!
Ein Stichwort hier ist das Spannungsverhältnis „low tech“ zu „high tech“ – z.B. innovative Konzepte und Technologien in Kombination mit bauseitigen Maßnahmen, die Überhitzung und zu großen Kühlbedarf der Gebäude verhindern. Immer wieder spannend ist die Frage der Regelungssysteme für Gebäudetechnologien und Automationssysteme, mit denen die NutzerInnen konfrontiert werden – auch hier scheint eine Mischung zwischen „low tech“ und „high tech“ zielführend, das sollte auf jeden Fall weiter untersucht werden.
Feuchteschädenprävention bei hochenergieeffizienten Gebäuden
Energieeffiziente Gebäude benötigen hohe Dämmstoffdicken. Hohe Dämmstoffstärken bedingen u.a. dass aus Kostengründen und Gründen der Produktverfügbarkeiten die überwiegende Mehrheit von Flachdächern als Warmdächer ausgeführt werden. Warmdächer sind sehr empfindlich gegenüber Feuchte und viele Fälle von Feuchteschäden in Warmdächern sind bekannt. Derartige Schadensfälle führen zu einem Imageschaden im Sektor der hochenergieeffizienten Gebäude.
Feuchteschäden aufgrund von z.B. Undichtheiten oder bauphysikalisch falschen Dachaufbauten sowie der restlichen Gebäudehülle werden oft erst erkannt, wenn bereits massive Folgeschäden entstanden sind. Gleichzeitig handelt es sich um eine der meist verbreiteten Schadenstypen. Der Einsatz von Feuchtesensoren in Kombination mit einem Monitoring unterstützt die Prävention von kostenintensive Gebäudeschäden und eine entsprechende Auswertung von Monitoringergebnissen hilft Erkenntnisse für Forschung, Normung und Industrie abzuleiten.
Fragestellungen:
– Technische und organisatorische Herausforderungen und Strategien zur Umsetzung von Feuchtemonitorings?
– Bei wie vielen hochenergieeffizenten haben wir ein bis Dato nicht entdecktes Feuchteproblem?
Erforderliche Organisationsstruktur
– Nachträgliche Einbringung von Feuchtesensoren beispielsweise in 5-10 hochenergieeffiziente Gebäuden und Auswertung der Daten
Akustik und Schallschutz in hochenergieffizienten Gebäude
Ein erhöhter Wärmeschutz erfordert eine hohe Qualität der Gebäudehülle (3-Scheiben-Verglasung, hohe Dichtheit der Gebäudehülle, etc.). Dies hat Auswirkungen auf den Schallschutz der Gebäudehülle. In Gebieten mit hohen Außenlärmpegeln ist dies erwünscht und führt zu gleichmäßigen als angenehm empfundenen Innenlärmpegel, welche auch einzelne Geräusche innerhalb der Gebäude durch Nutzung und Betrieb der Haustechnik noch ausreichend überdecken und diese somit nicht als störend empfunden werden. In ruhigeren Lagen kann der höhere Schallschutz der Gebäudehülle bedingte sehr niedrigen Innenlärmpegel dazu führen, dass nun Geräusche durch angrenzende Nutzer oder Betrieb der Haustechnik über dem ständig vorhandenen Umgebungsgeräusch liegen und diese von den Nutzer als störend empfunden werden können.
Fragestellungen:
• Sind die derzeit festen, vom Umgebungsgeräusch unabhängigen Schallschutzanforderungen innerhalb eines Gebäudes noch ausreichend?
• Wie stark müsste der Schallschutz der Innenbauteile erhöht werden um die empfundenen Störungen durch den erhöhten Schallschutz der Außenbauteile bei geringen Außenlärmpegeln auszugleichen?
• Sind die derzeitigen Anforderungen an den Schallschutz der Haustechnikanlagen auch für Gebäude mit hohem Schallschutz in ruhigen Lagen ausreichend?
Integration der Lebenszyklusbetrachtung bereits in den Planungsprozess und damit eine Kommunikation zwischen Investoren und Nutzern früh- bzw. rechtzeitig ermöglichen.
Ansatz „low tech“-Gebäude weiterverfolgen: Konzepte für Gebäude so entwerfen, dass durch bauseitige Maßnahmen (Investor) die Betriebskosten (Nutzer) möglichst niedrig geplant werden können. Die zukünftigen Betriebskosten beinhalten auch die Ausstattung mit Regelungs- und Steuerungstechnologien. Je einfacher und reduzierter die Ausstattung mit Regelungs- und Steuerungstechnologien desto eher die Akzeptanz der Nutzer und Fehlbedienungen von komplizierten Technologien können ausgeschaltet werden.
Es gibt hierzulande eine nicht unerhebliche Zahl an Menschen (mind. 300.000), die es sich nicht leisten können ihre Wohnungen im Winter ausreichend warm zu halten – ausgerechnet deren Häuser wurden bisher in aller Regel aber nicht saniert und werden es auch in absehbarer Zukunft nicht werden (und falls doch, so können sich nach einer Sanierung gerade die sozial schwachen Haushalte die erhöhten Mieten nicht mehr leisten und ziehen um – in billigere, weil unsanierte Gebäude). Es geht daher nicht nur um Schlüsseltechnologien und Energieoptimierung, sondern auch um Finanzierungsmodelle, Förderregime und Unterstützungssysteme, die dafür sorgen, dass Wohngesundheit und Energieeffizienz kein Segregationsmerkmal wird.
Auch wenn „Stadt der Zukunft“ ein Technologieprogramm ist, so sollte es doch nicht im „luftleeren sozialen Raum“ agieren, sondern Sorge tragen, dass technologische Weiterentwicklungen nicht zu gesellschaftlichen Ausschlussmechanismen werden können.
Wurden entsprechende Fragestellungen in Projekten zur Energiearmut behandelt (Auch das Potenzial von MigrantInnen und Geringverdienenden für den Klimaschutz aktiv zu werden. Ansprechen dieser Zielgruppen, Motivation/Befähigung: umwelt- und klimaschonende Verhaltensweisen im Alltag umzusetzen)? Allgemein sollte sich die Stadt der Zukunft mit interdisziplinären Fragestellungen befassen.
Schlüsseltechnologien:
Unabhängigkeit von Versorgungsnetzen sollte angestrebt werden (z.B. Heizen mit Biomasse, PV und Solarenergie usw.) – dazu wird sehr lokale Energiespeicherung nötig werden. z.B. Wärme (Winter) oder Kühlung (Sommer) – dazu könnten Speichermassen der Gebäude aktiviert werden, das hätte den Vorteil auch relativ einfache Technologien mit wenig Wartungsaufwand und hoher Lebensdauer.
Bei Wartung, Installation und Bedienung der Haustechnik sollten System eingesetzt (gefunden) werden die von „normalen“ Menschen bedient werden können.
Vorfertigung von Gebäuden:
Verkürzt einerseits die Bauzeit (Belastung durch Baustelle) und sichert andrerseits Verarbeitungsqualität. Vorfertigung von Bauteilen hat natürlich Grenzen in den Maßen der Teile. Andrerseits ist hier sicher Bedarf für neue Ideen gegeben (Werkstoffe, Halbfertigteile, Vormontage usw.)
Marktüberleitung:
Einfachere System sind leichter in den Markt zu bringen (Qualifizierung der „Monteure“, der Wartung usw.) und: Systeme müssen für Laien verständlich sein, dann gibt es Marktchancen, sonst nur Prototypen
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* Abänderung der gesetzlichen Rahmenbedingungen für Mehrfamilienhäuser zur Erleichterung für PV-Anlagen
* Genaue Analyse der Kosten für energieeffiziente Sanierung und Neubau –
Der derzeitige Ansatz in Österreich (OIB Richtlinie) zur Erfüllung von Nearly Zero Energy Buildings ist sehr unambitioniert und schreibt den heutigen Baustandard als praktisch Nearly Zero Energy fest. Das Kostenminimum ist sehr flach und es läßt damit verschiendene Interpretationen zu.
Derzeit wird die Dämmung in OIB Richtlinie eher bei geringen Dämmwerten angesetzt. Der im U-Wert Ensemble des OIB vorgegebene U-wert von 0,35 W/m²K für Außenwände und 1,7 W/m²K für FENSTER, FENSTERTÜREN, VERGLASTE TÜREN jeweils in Nicht-Wohngebäuden (NWG) gegen Außenluft sind eine Farce. Bei Standard Fertighäusern liegen die U-Werte der Aussenwände zwischen 0,1 und 0,14 W/m²K und Dreischeibenverglasungen mit U-Wert Fenster unter 0,9 W/m²K sind eigentlich Standard. Die sogenannte HWB 14er Linie (gültig ab 2017) hat eine maxmial Wert (EFH ) für HWB von 50 kWh/m²a. Das als Nearly Zero energy zu bezeichnen ist eigentlich ein „Witz“.
Außerdem wird eine Wärmerückgewinnung der Lüftungsanlage nur noch über den fgee berücksichtigt.
Hier erchsient es, dass die derzeit am Markt billig verfügbaren Technologien nicht ausgeschöpft wurden.
Daher: Nochmal wissenschatlich hinterlegte Überprüfung der Vorgaben von Nearly Zero Enrgy.
* Die Erhöhung des Vorfertigungsgrads von Gebäuden muss kostengünstiger werden. Dann stellt diese Art eine Möglichkeit der Sanierung mit hoher Replizierbarkeit und hochwertiger Technik dar.
* Marktüberleiutung könnte z.B. durhc die BIG oder die LIGs erfolgen. Dies bedarf allerdinsg den politischen Willen der Eigentümer.
Robuste Technologien, Komplexität reduzieren, Lebenszykluskosten minimieren (Aufwand für Wartung / Instandhaltung / Betriebsführung etc. beachten); energieeffiziente und leistbare Lüftung und Entfeuchtung / Kühlung; Themenbereich Warmwasser; Energieeffizienz durch Gebäudeautomatisierung versus Energieverbrauch durch Gebäudeautomatisierung
Einsatz von nachwachsenden Rohstoffe aus Österreich als Baustoff, vergleichende Ökobilanzen, Betrachtung der Ressourcenfrage
Konzepte und Finanzierung von Projekten von treibhausgas- und energiereduzierten Quartieren. Die Sanierung von Gebäudekomplexen ohne Berücksichtigung der Nahversorgung, der Befriedigung von Bedürfnissen vor Ort, der Qualität des öffentlichen Raums, … greift angesichts der möglichen Folgen einer Klima- und Energiekrise zu kurz. Ganzheitliche Sanierungskonzepte von Quartieren oder Stadtteilen zur Reduktion des Ressourcenfußabdruckes werden benötigt.
Verbesserung der Gebäude im Bestand. Energieeffiziente Lösungen für alle Gebäudetypen unter Berücksichtigung von Alter, Energiebedarf, Ressourcenaufwand Sanierung/Abriss/Neubau. Fokus: klimaneutrale Gebäude; Lösungen, die kopierbar und übertragbar sind, Baufehler minimieren, …
Es besteht dringender Handlungsbedarf bei den gesetzlichen Randbedingungen. Energie-Plus-Dächer sind bei Versiegelung vorzuschreiben, das sollte auch für Parkplätze, Parkhäuser udgl. gelten.
Die steigenden Kosten im Wohnbau erfordern einen Fokus auf schlanke Lösungen, das wird besonders verbesserte mobile Mensch-Maschine Schnittstellen fördern, und die Nachrüstung von Intelligenz im Bestand.
Weiters sind Technologien zu fördern die leicht ausgerollt werden können und helfen den Bestand zu sanieren, unter Einsatz eigener Handarbeit.