Themenfeld 1: Energieorientierte Stadtplanung und -gestaltung

Optimierte Lösungen für ganze Siedlungen und Stadtteile müssen in gesamtstädtische Strategien und Zielsetzungen eingebettet sein, um Erfolg zu haben. Dafür braucht es neue Ansätze und Empfehlungen für eine Integration von Energieaspekten in städtische Planungsprozesse und Unterstützung für die Umsetzung von integrierten Energiesystemen in Städten, Kommunen und Regionen.

Zum Themenfeld energieorientierte Stadtplanung und -gestaltung werden derzeit bereits einige Vorhaben wie Modellierungs-, Planungs-, und Monitoringtools entwickelt, zum Thema Governance werden Analysen durchgeführt und Handlungsempfehlungen erarbeitet.

Fragen zu Themenfeld 1:

  • Wie können intelligente Energielösungen für öffentliche Räume, z.B. kühlende Räume und Stadtoberflächen, gestaltet werden und wie können damit Anreize für Investitionen geschaffen werden?
  • Welche Forschungsthemen zu energieorientierter Stadtgestaltung (z.B. betreffend öffentliche Räume; Räume zwischen Gebäuden; Wirkung zwischen Gebäuden, Energieversorgung von Gebäuden und Stadtteilen) sollen Ihrer Ansicht nach noch berücksichtigt werden?

34 Gedanken zu „Themenfeld 1: Energieorientierte Stadtplanung und -gestaltung

  1. Volker Schaffler

    Aktuell ist eine gesamtsystemische Betrachtung nicht gegeben. Die Energieraumplanung ist ein erster Schritt, doch sollte der weitere Weg nicht nur die Themen Stadtplanung & -gestaltung mit Energie und Mobilität verknüpfen, sondern eine systemübergreifende Sicht (Mikroklima, wirtschaftliche Anreize, Auswirkungen auf weitere Subzentren, etc.) bieten. Hierbei sind vor allem softe Komponenten ausschlaggebend, da diese das spätere Erfolgskriterium ausmachen werden. Das Forschungsthema könnte also die Systemabgrenzung bzw. „Wie weit muss ich zukünftig Stadtplanung denken“ sein.

    Wichtig ist auch die strikte Integration von Micro-Grünraum in bestehende und zukünftige Areale im Sinne der Rückeroberung der Stadt für mehr Lebensqualität. Der Mehrwert von gezielten Maßnahmen innerhalb der späteren Umsetzung muss entlang des Lebens-Zyklus betrachtet und kommuniziert werden. Der künftige Gewinn an Lebensqualität, Arbeits- & Lebenszufriedenheit, sowie Arbeitsplätzen sollte erhoben und geprüft werden, damit dieser auch kommuniziert werden kann.

    Sowohl das zukünftige Stadtbild, als auch die Kühl-, Heiz- und Speichersysteme müssen intelligent und flexibel aufgebaut werden. Der gemeinsame Weg zwischen Funktionalität, Lebens- & Aufenthaltsqualität, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit sollte hierbei einhergehend beschritten werden.

    Generell gilt, dass wir uns mehr auf den Bestand konzentrieren sollten, welcher den Großteil unserer Städte ausmacht bzw. die Prüfung des Roll-Outs und der Umsetzbarkeit neuer Technologien.

  2. René Bolz, Umwelt Management Austria

    Entwicklung von Konzepten zur Schaffung von energie- und klimaoptimierten Grätzeln im Bestand – Quartierssanierungen: Langfristig muss der Gebäudebestand auf ein niedriges Verbrauchsniveau saniert werden. Die thermische Sanierung von (einzelnen) Gebäuden auf einen zeitgemäßen Verbrauchsstandard greift – angesichts der erforderlichen Reduktion von THG-Emissionen – zu kurz. Nahversorgung, Befriedigung von Bedürfnissen vor Ort und Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum (Kleinklima, Parken, …) sind einige von vielen Themen, die ebenfalls in Projekten zur Optimierung von Gebäuden Grätzeln relevant sein sollten.
    Es soll ein Modell für Quartierssanierungen entwickelt werden, das diesen Aspekten – unter Berücksichtigung der Akzeptanz seitens der Anrainer – Rechnung trägt. Wertvoll wären ein Kriterienkatalog und eine Anleitung zur Entwicklung solcher Quartierskonzepte für konkrete Fälle.

  3. Jens S. Dangschat

    Eine energieoptimierte Stadtplanung kann ganz klassisch den gebauten Raum hinsichtlich des Energiebedarfs betrachten. Über Gebäudehüllen wissen wir bereits sehr viel (aus meiner Sicht: ausreichend viel, das sehen aber sicher entsprechende FachvertreterInnen anders) – nun geht es darum, dies auf gesamte Siedlungssysteme zu erweitern. Das bedeutet nicht nur eine erhebliche Ausweitung der Komplexität des Zusammenwirkens, sondern spätestens hier muss auch die Mobilität, die Infrastrukturen, die Erreichbarkeit, die Raumplanung mit ins Boot geholt werden. Hierzu wäre es aber notwendig, eine sinnvolle technologisch-physisch-räumliche Typologie nach ähnlichem Energiebedarf zu entwickeln. Diese Typologie sollte a) angemessen komplex sein und b) eine sinnvolle Segmentierung unterschiedlicher Siedlungsstrukturen liefern.
    Eine weitere „Zwiebelschale“ bilden die Nutzenden und ihre Rebound-Effekte. Hier besteht vermutlich die größte Wissenslücke, Rebound-Effekte auf sinnvolle verhaltenshomogene Gruppen beziehen zu können. Hier ist man mit Strukturdaten schnell am Ende (Alter, Geschlecht, Haushaltsform, Bildung – selbst Einkommen etc.), d.h. man muss modernere verhaltenstheoretische Ansätze herausarbeiten (möglicherweise auf Milieu- und/oder Lebensstilbasis), diese dann aber mit den siedlungstypologischen Ansätzen verschneiden – hier würden wir mW Neuland betreten.
    Eine „dritte Zwiebelschale“ bilden die Stakeholder aus Wirtschaft, Verwaltung und Politik. Hierzu eignen sich learning labs, d.h. labe, in denen die drei angesprochenen Gruppen voneinander lernend angemessene governance-Prozesse entwickeln. Im Rahmen der Stadt(teil)Entwicklung gibt es hier erste Ansätze.

  4. Univ.-Doz. Dr. Peter Weish, Präsident Forum Wissenschaft & Umwelt

    Optisch autofreie Siedlungen im Bestand: Verkehr verursacht großen Energieverbrauch. Eine Ursache sind Bedürfnisse, die nicht vor Ort befriedigt werden können. Das Auto vor der Tür oder in der Garage verleitet zur Nutzung, denn der Weg zu den öffentlichen Verkehrsmitteln ist meist länger. Garageneinfahrten tragen dazu bei, dass die Wohnumgebung unattraktiv wird. Autos haben nicht nur eine negative Wirkung auf umweltfreundliches Mobilitätsverhalten, sie entziehen dem öffentlichen Raum auch Fläche, machen die Umgebung unattraktiv, ….
    Autofreie Siedlungen stellen eine mögliche Lösung dieser Probleme dar. Die Akzeptanz könnte durch attraktive Gestaltung (Nahversorgung, Grün, Freizeit) gesteigert werden. Jedenfalls besteht noch Forschungsbedarf betreffend die Akzeptanz der Bewohnerinnen und Bewohner. Aber auch die Auswirkungen auf das Mobilitätsverhalten sowie auf den Energie- und Ressourcenverbrauch müssten

  5. Wien Energie

    Mit Interesse verfolgen wir die Diskussion zu offenen Forschungsthemen für die Stadt der Zukunft. Folgende Forschungsfragen sind ergänzend zu den bereits genannten Themen aus Sicht von Wien Energie zu nennen:

     Interdisziplinäre Forschung unter Einbeziehung maßgeblicher Stakeholder zur Ermittlung möglicher Nutzungsflächen für Erneuerbare Energiequellen (Solar, Wind, Wasser, Biomasse) könnte zur Ermittlung möglicher Nutzungsflächen und zum Finden neuer Standorte Erneuerbaren Energiequellen im urbanen Bereich beitragen. Die Forschungsfelder könnten sich mit folgenden Fragen beschäftigen: Welche Flächen werden aktuell genutzt und wo gibt es bedarf (Grünflächen, Erholungsräume, öffentlicher Verkehr, Parkplätze, etc und Erneuerbare Energien)? Welche Hürden bestehen, dass mehr Flächen genutzt werden? Wie kann mit etwaigen Flächenkonflikten umgegangen werden?
    Ein stakeholderorientierter Ansatz könnte dafür sorgen, dass die Themen nicht nur erforscht, sondern einem direkten Diskurs zugeführt werden.

     Glasflächen sind im Neubau ein wichtiges architektonisches Stilelement. Sofern diese eingesetzt werden stellt sich die Frage, inwieweit diese Elemente für die Stromerzeugung gewinnbringend genutzt werden könnten. Es gibt heute ausgereifte technologische Optionen zur Fassadenintegration von Photovoltaik. Gerade im Kontext von Glasfassaden bedeuten diese nur geringe Mehrkosten, da die PV-Module direkt in die Fassade integriert werden können. Bewusstseinsbildung bei ArchitektInnen (zB durch eine stakeholderorientierte Forschung zu gestalterischen Möglichkeiten) und die Entwicklung sinnvoller und kosteneffizienter Maßnahmen könnten hier einen Impuls zur gesteigerten Nutzung fassadenintegrierter PV geben.

     In Stadterweiterungsgebieten bzw. neuen Siedlungsstrukturen werden meist die Versorgungsinfrastrukturen (Strom-, Wasser-, Wärme- und Kälteversorgung) unabhängig voneinander hinsichtlich des Energieverbrauchs- bzw. Energieerzeugungsverhalten geplant bzw. betrieben. Es stellt sich hier die Frage, wie das Zusammenspiel von diesen Versorgungsinfrastrukturen hinsichtlich eines kostenoptimalen Betriebs und einer effizienteren Integration der erneuerbaren Energieträger (Wärme, Kälte und Strom) gestaltet werden sollte. Wie würde sich eine optimale Auslegung bzw. ein optimaler Betrieb der unterschiedlichen Versorgungsinfrastrukturen gestalten? Kann dieser kostenoptimale Betrieb der Systeme Flexibilitäten hervorrufen, die an unterschiedlichen Energiemärkten vermarktet werden könnten? Die Beantwortung dieser Fragestellung sollte anhand von ausgewählten Siedlungsstrukturen und Gemeinden (Cases) mit diversen Versorgungsinfrastrukturen erfolgen.

  6. Richard Obernosterer, RMA - Ressourcen Management Agentur GmbH

    Im Vergleich zur Diskussion vor 20 Jahren zeigt die Vielzahl der Kommentare und deren gehaltvoller Inhalt auch eines: Die Energiewende hatz schon lange begonnen.
    Aus meiner Sicht sollte die Stadt immer bzw. öfters im regionalen und globalen Umfeld diskutiert werden.
    Weiters ergiebt sich vor allem in der Stadtplanung das Thema des vernetzen, transdiziplinären und nicht des sektoral bedingten Zuganges hin zur Zukunftlösung.

  7. Dipl.Ing. Karl Ochsner sen.

    Was bisher komplett fehlt, ist eine gesamtenergietechnisch und energiewirtschaftlich optimierte Stadtplanung. Die Einbindung von vorhandenen Wärmequellen und Wärmesenken in Niedertemperatur- oder Hochtemperatur-Fernwärme- und Fernkälte-Systeme ist derzeit in der Planungsphase kaum gegeben. Auch müssten Bebauungspläne und Konzessionen für Gewerbebetriebe diese Gegebenheiten und Chancen berücksichtigen.

    Die Wärmequelle (teilweise auch Wärmesenke) „kommunale Abwasserkanäle“ wird bei der heutigen Stadtplanung praktisch nicht berücksichtig. Laut schweizer Studien und auch österreichischer Studien (siehe Ochsner/FFG) werden mindestens 5% der im urbanen Bereich aufzubringenden Raum-Heizenergie über die Wärmequelle „kommunale Abwasserkanäle“ zu decken. Diese steht ganzjährig auf einem interessanten Temperaturniveau zur Verfügung. Nachrüstung ist möglich, Vorabplanung viel wirtschaftlicher. Optimierungen und Demoprojekte sind dringend geboten.

  8. Martin Felix Pichler, TU-Graz IWT

    Eine Erhöhung der Transparenz zum Energieverbrauch für die Endnutzer ist notwendig. Bei der Stromversorgung weisen die Stromanbieter ihren Mix bereits aus, etwas Ähnliches ist auch für die thermische Energieversorgung wünschenswert. Die Darstellung für Mieter oder Eigentümer von MFH sollte einfach sein und beinhalten wo die verbrauchte Energie herkommt. Das impliziert auch die Themen Qualitätsmanagement, Monitoring und die Energiebuchhaltung wieder ernst zu nehmen. Die Annahme, dass eine schwarze Fläche am Dach (Stw. Solarthermiekollektor) gleichzeit eine geringere Heizkostenabrechnung bedeutet stimmt nur, wenn die Anlage kontinuierlich mittels ggf. auch einfachem Monitoring überwacht wird, die Ergebnisse ausgewertet werden und notwendige Handlungen gesetzt werden. Der Energieausweis ist nur eine ideale theoretische Momentaufnahme. Aus dem Geschriebenen lassen sich Dienstleistungen für die Energieversorger ableiten.

  9. René Bolz, Umwelt Management Austria

    Nachverdichtung in städtischen und kleinstädtischen Gebieten: In den kommenden Jahren und Jahrzehnten werden wir mit einer zunehmenden Verstädterung konfrontiert sein. Bereits heute ist die Zersiedelung ein Problem, das nicht nur den Verbrauch von Fläche vorantreibt, sondern auch zusätzlichen Verkehr anregt und dadurch den Energieverbrauch und Emissionen steigert. Die Entwicklung neuer Siedlungsgebiete verstärkt nicht nur diese Probleme, sie macht auch enorme Investitionen erforderlich.
    Im Gegensatz dazu könnten innerstädtisch Dachgeschosse aufgestockt, Flächen für die Errichtung von Wohngebäuden genutzt, kurz gesagt also Nachverdichtung betrieben werden. Unter Berücksichtigung der rechtlichen Rahmenbedingungen und unter Einbeziehung wichtiger Stakeholder (z. B. Stadtplaner, Architekten, Wohnbauträger, Mieter- und Eigentümervertreter, …) sollten Kriterien zur Beurteilung der Eignung von einzelnen Gebäuden, Wohnblöcken oder Grätzeln zur Nachverdichtung erarbeitet werden.

  10. Felix Friembichler

    Der Ansatz, eine Stadt vordergründig nach den Gesichtspunkten der Optimierung des Energieverbrauchs zu gestalten, ist grundsätzlich in Frage zu stellen. Die Stadt hat den Bedürfnissen der Gesellschaft zu entsprechen, den energetischen Ansatz als das anstrebenswerteste aller Ziele in den Vordergrund zu stellen ist eine sichere Bank für das Scheitern der oben angeführten Zielsetzung.
    Die Kenntnis und Berücksichtigung der Bedürfnisse der Bewohner und auch der „sonstigen Nutzer“ ( wie Industrie und Gewerbe, Tourismus etc. ) der Stadt, sowie die absehbare Entwicklung bestimmender Parameter ( wie Steigerung oder Rückgang der Einwohnerzahl, gesellschaftspolitische oder wirtschaftspolitische Entwicklungsziele etc. ), sind die Grundlage und Voraussetzung für einen erfolgversprechenden energetischen Planungs- und Optimierungsprozess.
    Die beiden mit Abstand wirksamsten Hebel zur Steigerung der Energieeffizienz sind im ersten Schritt die Bewusstseinsbildung bei den Bürgern sowie im zweiten Schritt aus dem Diskussionsprozess heraus abgeleiteten, vernünftigen und verständlichen Bündelungsmaßnahmen in vielen Lebensbereichen. Dieser Ansatz hat den Charme, dass die gesellschaftliche Entwicklung weder unterbunden noch über Gebühr eingeengt wird.
    Der wirksamste, ein zugegebenermaßen unpopulärer Dreh- und Angelpunkt als Grundlage für nachhaltig wirksame Bündelungsmaßnahmen ist die Eindämmung des ausufernden Flächenverbrauchs. Wenn es gelänge, die Menschen in identitätsstiftenden, lokalen Zentren zu halten, wären viele Erwartungen der Gesellschaft wesentlich leichter zu erfüllen als auf dem aktuellen, sich jeder Vernunft verschließenden Pfad des ungehemmten Flächen- und damit Ressourcenverbrauchs.
    Diese lokalen Zentren dürfen allerdings keine durch willkürliche Grenzziehung erzwungenen Gebilde sein, sondern müssen sich in ihrer Zusammensetzung und Zielsetzung nach individuellen, lokalen Gegebenheiten ausrichten. Energiepolitische Überlegungen ( Verkehr, Raumwärme, vorhandene und zukünftige Energieversorgungssysteme, Energiebedarf der Wirtschaft, nutzbare Abwärme etc. ) spielen am Beginn dieses Entwicklungsprozesses eine wichtige, aber keine dominierende Rolle. Erst wenn die gesellschaftspolitische Ausformung eines lokalen Zentrums feststeht, kann die definitive Optimierung des Energiesystems erfolgen.
    Bei diesen grundlegenden und nachhaltigen Fragen ist es unverzichtbar, die betroffenen Teile der Gesellschaft rechtzeitig und vorbehaltlos zu informieren und in den Entscheidungsprozess einzubinden.
    Im Folgenden wird ausschließlich auf das Themenfeld Raumwärme mit dem Fokus der Bauteilaktivierung und deren Anknüpfungspunkte an die Energieversorgung eingegangen.

    Zwischenzeitlich steht außer Streit, dass die Technologie der Bauteilaktivierung ein enormes Potential zu maßgeblichen Energieeinsparungen hat. Eine intelligent gesteuerte Aktivierung von Bauteilen ist in der Lage, gut gedämmte Gebäude mit sehr wenig Energieeinsatz im Winter zu heizen und mit denselben technischen Einrichtungen im Sommer zu kühlen. Das Ergebnis ist über das ganze Jahr ein angenehmes, sehr gleichmäßiges Raumklima ohne die allseits bekannten und störenden Zugerscheinungen herkömmlicher Systeme.
    Die Bauteilaktivierung nutzt die baulichen und bauphysikalischen Gegebenheiten eines aus massiven Baustoffen errichteten Gebäudes zur Klimatisierung von Räumen. Die Gebäudesubstanz ist nicht länger nur das raumbildende Element. Bei der Bauteilaktivierung ist die Gebäudesubstanz auch das Kernstück einer energieeffizienten Gesamtkonzeption.
    Die Technologie der Bauteilaktivierung ist in den theoretischen Grundlagen recht gut abgesichert, in der praktischen Umsetzung stehen wir aber erst am Beginn der Einführung in die Baupraxis. Bei der Überleitung des theoretischen Wissens in die praktische Umsetzung besteht in allen Disziplinen des Bauwesens großer Handlungsbedarf.
    Die wissenschaftliche Begleitung der Phase der Umsetzung in die Praxis scheint derzeit als wenig oder gar nicht förderungswürdig angesehen zu werden. Die in der Vergangenheit gemachten Erfahrungen zeigen, dass das Auslaufen von Förderungen gerade in diesem Projektstadium einen kapitaler Fehler der Förderpolitik darstellt.

    Gebäude als Energiesparmeister, Energiespeicher, Wohlfühloasen

    Die inzwischen vielfach unter Beweis gestellte und durch Studien untermauerte Funktionstüchtigkeit und Berechenbarkeit der Bauteilaktivierung ist für Einfamilienhäuser, Mehrfamilienhäuser, Gewerbebauten, kleinvolumige oder großvolumige Gebäude ebenso anwendbar wie für ganze Quartiere. Der Verbund mehrerer bauteilaktivierter Gebäude in Kombination mit mehreren, auch unterschiedlichen Energiequellen ist ein hervorragender Beitrag zur Realisierung der Smart-City-Zielsetzung.
    Entscheidend für die erfolgreiche Optimierung des Energiesystems größerer Einheiten wie Quartiere oder lokale Zentren, sind eine gut überlegte Strategie und deren konsequente Umsetzung. Einzelprojekte oder singuläre Lösungen spielen in einer Stadt insgesamt keine bedeutende Rolle. In einem abgeglichenen System der Verbundbetrachtung können sie den Erfolg der Bemühungen aber sehr behindern oder gar torpedieren. Dieser Problematik sind wir uns bewusst und wir müssen uns zur Vermeidung solcher Hemmnisse durch Heranführen der Menschen an diese Realität kümmern.

    Unser Ansatz zur Steigerung der Energieeffizienz von Quartieren oder Stadtteilen ist einfach und praxisgerecht umsetzbar.
    Möglichst alle neu errichteten oder nachrüstbaren Bestandsgebäude werden mit einer Bauteilaktivierung ausgestattet. Jedes der so ausgerüsteten Gebäude ist neben seiner originären Funktion ein steuerbarer, wertvoller Energiespeicher. Je mehr Bauwerke mit dieser Zukunftstechnologie ausgestattet sind, umso größer wird der Hebel der Speicherwirkung.
    Richtig geplante und intelligent gesteuerte Bauteilspeicher können nach ihrer Beladung ihre Funktion ohne Energiezufuhr von außen etwa eine Woche aufrecht halten. Die Bandbreite der Temperatur im Speicher bewegt sich in dieser Funktionsperiode zwischen etwa 26° C und 21° C. Diese Erkenntnis kann man sich sehr vorteilhaft zunutze machen. Die Energiespeicher werden dann beladen, wenn Netzspitzen zu glätten sind, oder wenn anderweitig überhaupt nicht gebrauchte Energie ( wie z. B. bei der Produktion von Windenergie ) anfällt.
    Die Versorgung der Speicher mit Energie kann und soll weiterhin über vorhandene Systeme erfolgen. Diese Vorgangsweise bringt den großen Vorteil mit sich, dass der Umstieg auf die energieeffiziente Technologie der Bauteilaktivierung jederzeit und individuell für jedes Objekt möglich ist, dass die Versorgungsnetze ohne Adaptierungen unverändert nutzbar sind und dass der Energieträger nicht unmittelbar verändert werden muss. Diese Tatsachen sollten es sowohl Energieproduzenten als auch Netzbetreibern erleichtern, über diese Neuerungen ernsthaft nachzudenken.

    Nicht unerwähnt darf bleiben, dass die Technologie der Bauteilaktivierung unabhängig von der Art der Energiequelle anwendbar ist. Das bereits angesprochene niedere Temperaturniveau öffnet neben den traditionellen Versorgungswegen den Zugang zu Energiequellen, deren Nutzung anderweitig nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich ist. Als Beispiele dafür sei die Nutzung von Solarenergie, von Erdwärme oder der Abluft von Kühl- oder Produktionsprozessen angeführt.
    Bedingt durch die niederen Betriebstemperaturen ist es ein Gebot der Vernunft, den Einsatz von Wärmepumpen neu zu beurteilen. Die Arbeitszahlen der Wärmepumpen steigen und eröffnen in Zusammenschau mit der Nutzung von Netzspitzen für die Netzbetreiber vor allem in den Randbezirken der Städte wirtschaftlich und energetisch reizvolle Alternativen.
    Weiterführende Infos siehe Themenfelder 3, 4 und 5

  11. Betül Bretschneider - UrbanTransForm Research Consulting

    Die Nachverdichtung, die in den dicht-bebauten Stadtgebieten in Namen der Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung vorangetrieben wird, braucht eine wissenschaftliche Basis und Regulierung.
    Welche positive und negative Aspekte der Nachverdichtung gibt es? Welche Regeln, Planungsinstrumente und Berechnungen können umgesetzt werden, damit die Qualität der städtebaulichen, gestalterischen und mikro-klimatischen Aspekte der Stadterneuerung bzw. Stadtumbau begleitet werden kann.

    1. Walter Vertat, Gruppe "bewusst.nachhaltig", Agenda 21 Plus, Wien Alsergrund

      In Katalonoien gibt es gute Beispiele. Rückgewinnung öffentlicher Raum, menschengerechte Stadt, Berücksichtigung von Grün, Auswirkungen auf das Klima, …

  12. Gudrun Lettmayer JOANNEUM RESEARCH RESOURCES

    Aufgrund zweier Entwicklungen – der befürchteten Zunahme von Hitzeinseln im Stadtraum einerseits und der in vielen Städten angestrebten Nachverdichtung zu Lasten von Freiräumen – muss neben anderen energieorientierten Planungsmaßnahmen die GEZIELTE GRÜNRAUMPLANUNG eine wesentliche Rolle spielen.
    Sie ist ein zentraler Ansatzpunkt für die Entwicklung intelligenter Energielösungen für öffentliche Räume im Sinn von Kühleffekten. Funktionale Grünraumgestaltung kann aufgrund ihres bewiesenen Einflusses bewusst zur Anpassung des kleinräumigen Temperatur- und Feuchtehaushalts (Cool Islands) sowie zur Verbesserung des Luftqualität eingesetzt werden.
    Grünraumplanung bedeutet die Gestaltung von Neuanlagen nach klaren und wissenschaftlich fundierten Vorgaben ebenso wie die Optimierung der Funktionalität bestehender räumlicher Gegebenheiten. Bei letzteren sind insbesondere Potentiale „Grüner Dachflächen und Fassaden“ zu berücksichtigen.
    Grünräume sind – wichtig, wenn man von StadtGESTALTUNG spricht – ein gutes Beispiel dafür, wie dasselbe Planungselement, variabel je nach Priorität eingesetzt, neben seiner energetischen Funktion auch weitere zentrale urbane Bedürfnisse wie die nach Erholung, Ästhetik, Bewegung, Kommunikation und ökologischen Ausgleichsflächen bedienen kann. Wie bei anderen Stadtgestaltungsansätzen ist auch im Fall der funktionalen Grünraumgestaltung auf eine aktive Einbindung der BürgerInnen Wert zu legen.

  13. Jürgen Suschek-Berger, IFZ

    Die wichtigsten Zugänge hier sind sicher die Themen Nachverdichtung in der Stadt, zukunftsweisende raumplanerische und raumgestaltende Analysen und Vorschläge, das große Thema „Mobilität“ (es gibt zwar eine eigene Ausschreibung „Mobilität der Zukunft“, aber eine „Stadt der Zukunft“ kann unmöglich ohne nachhaltige Mobilitätskonzepte gedacht werden) – Schlagwort „Stadt der kurzen Wege“, die eng mit der dafür notwendigen Infrastruktur zusammen hängt (die in vielen kleineren Orten und Städten in den Ortskernen völlig verloren gegangen ist – ein Riesenproblem, am dem intensiv gearbeitet wedren müsste – da spielen natürlich auch politische Einflussfaktoren eine bestimmende Rolle). Und diese Entwicklungen in Zusammenarbeit und unter Einbezug der jeweiligen Bevölkerung untersuchen und gestalten – Stichwort „Partizipation“, „Betroffene zu Beteiligten machen“.

    Damit ergibt sich eine energieoptimierte Stadtplanung fast schon von selbst – der Einsatz von erneuerbaren Energien wird dabei als selbstverständlich vorausgesetzt.

  14. Petra Mautner; Verkehrsplanung, Umwelt; Landeshauptstadt Innsbruck

    Um zukünftige energieorientierte Stadtplanung gewährleisten zu können, bedarf es ganz grundsätzlich der Möglichkeit den Ist- Zustand zu erheben. Dies beziehe ich nicht nur auf die gesamtenergetischen Bilanzen einer Stadt, sondern auch auf vorhandene Grünflächen und Potentiale für den Rückbau von nicht genutzten asphaltierten Flächen. Für diese Fragestellungen sind gute Datensätze, welche oftmals schwer zugänglich sind, unumgänglich. Der Aufbau und der Zugang zu einer zentralen (Geo-) Datenbank, welche mit entsprechenden Daten gefüttert ist, wäre wünschenswert und würde die Bearbeitung vieler Fragestellungen nicht nur erleichtern sondern auch effizienter machen.
    Bei der städtischen, energieorientierten Planung sollte weg von einer einseitigen Betrachtung losgelöster, einzelner Aspekte gegangen werden und interdisziplinärer, vernetzter gedacht werden. Speziell Mobilität und Freiraumgestaltung sollten stärker miteinbezogen werden. Eine gemeinsame Strategie unter Einbeziehung verschiedener Gesichtspunkte (v.a. Energie, Stadtentwicklung, Mobilität, Gebäudesanierungen,…) wäre wünschenswert und sollte nicht bei den Stadtgrenzen aufhören, sondern weit darüber hinausgehen.
    Als weiteren ganz wichtigen Punkt sehe ich die Notwendigkeit der stärkeren Miteinbeziehung der Bevölkerung und möchte somit das Thema der Bewusstseinsbildung bezogen auf den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen ins Zentrum rücken. Ohne die Mitwirkung aller!! Altersgruppen und Bevölkerungsschichten, ist der Aufbau einer energetisch nachhaltigen Zukunft unmöglich! Dafür muss es gelingen, der Bevölkerung den Sinn der Nutzung erneuerbarer Energien nicht nur als „cool“ darzustellen, sondern auch, dass diese leistbar wird für alle! Ganz besonders möchte ich hier auch den psychologischen Aspekt hervorheben. Ich denke, dass es für die Bevölkerung sehr wichtig ist, sich mit dem, was kommt und sich in Entwicklung befindet identifizieren zu können. Die Partizipation der Bevölkerung sollte daher in einer gesamtheitlich betrachteten, energetischen Raumplanung eine der zentralen Hauptthemen sein.

  15. Kurt Könighofer

    Die Komplexität einer energieorientierter Stadtgestaltung d.h. die Wechselwirkung zwischen Gebäuden und „Zwischenräumen“ (öffentlich oder privat) in Stadtteilen (Quartieren) sollte mittels entsprechender Planungstools abgebildet und vorausschauend berücksichtigt werden können.
    Energieautarkie als Zielsetzung ist zwar eine schöne Vision, aber ökonomisch betrachtet meist nicht umsetzbar (zu bereitstellende Leistungen von Energie rund um die Uhr). Aber der Abgleich zwischen Energiebedarf und Energieangebot im Detail sollte ausgehend von der Einzelbetrachtung auf eine übergeordnete Ebene wie Stadtteile (Quartiere) erfolgen können. Dabei sollten die räunlichen Grenzen nicht starr sondern bedarfsgerecht angenommen werden können.
    Ein Fokus ist sicher auf Bestandsbauten und die Möglichkeiten der Revitalisierung (Nachnutzungen, Umnutzungen) zu legen. Um Energiebedarf und -versorgung bestmöglich zu planen und sicherzustellen, ist ein lebenswerter Stadteil (Quartier) unabdingbare Voraussetzung. Ausgehend von einer hohen Wohn- und Lebensqualität ist eine zukunftsorientierte Energieplanung gemeinsam mit den Bedürfnissen der Bewohner/Bewohnerinnen zu entwicklen.

  16. Walter Vertat, Gruppe "bewusst.nachhaltig", Agenda 21 Plus, Wien Alsergrund

    Prebound-Effekte: Insbesondere in Gebäuden mit niedrigem Wärmeschutzniveau ist ein erhöhter errechneter Energiebedarf im Vergleich zum tatsächlichen Energieverbrauch ein bekanntes Phänomen („Prebound-Effekt“) – Aspekte, wie teilbeheizte Räume, … Lösungsansätze zur Verbesserung des Berechnungsverfahrens zur energetischen Bilanzierung von Gebäuden sollten unter diesen Gesichtspunkten gesucht werden.

  17. Dr. Tania Berger, Department für Migration und Globalisierung, Donau Universität Krems

    alle hier gemachten Kommentare zeigen deutlich die anzusprechende Komplexität der Thematik, die deutlich über die Konzeption von Einzelgebäuden und -maßnahmen hinausgeht – und dies ist auch mit der Berücksichtigung von Komfort-, Behaglichkeits-, Wohngesundheits- und Akzeptanzaspekte noch lange nicht getan! Die schiere und elementare Frage der Leistbarkeit von Wohnraum wurde hier bisher nicht angesprochen: Passivhausplanungen und hochwertige thermische Sanierungen ebenso wie intelligente Mobilitätskonzepte erreichen bis dato jene nicht, die ihrer eigentlich am ehesten bedürfen, nämlich sozial schwache Gruppen, die zumeist in schlechter städtischer Lage, in (mitunter) gesundheitsgefährdender Bausubstanz, in Überbelegung, ohne Naherholungsflächen etc. wohnen. Es gilt die Augen nicht davor zu verschließen, dass diese Gruppen heute in quantitativ signifikantem Umfang existieren und dass unter den absehbaren sozio-ökonomischen Entwicklungen damit zu rechnen ist, dass ihre Zahl steigen wird. Bekanntlich wird z.B. Wien bis 2030 die 2Millionen-EinwohnerInnen-Grenze erreichen und daher innerhalb der kommenden 15 Jahre nochmals um eine EinwohnerInnenschaft anwachsen, die der der Stadt Graz entspricht; Der hierfür erforderliche Wohnraum ist noch nicht gebaut. Sich angesichts derartiger Herausforderungen auf rein technologische, Energieeffizienzbezogene Blickwinkel zu konzentrieren wirft die Gefahr auf, dass verstärkt fragmentierte Städte entstehen, die Wohn- und NuterInnenkomfort und Energieeffizienz nur für jene bieten, die sie sich leisten können und einkommensschwache Personengruppen davon und von Teilhabe in der Stadt insgesamt ausschließen.

  18. Walter Vertat, Gruppe "bewusst.nachhaltig", Agenda 21 Plus, Wien Alsergrund

    Neubau von Wohnungen versus Erhebung leerstehender Wohnungen, Möglichkeiten der Hebung des qualitativen Standards, Zusammenlegung von Wohnungen, Umsiedlung von alleinstehenden Personen in kleinere, bedarfsgerechtere Wohnungen (Umzugsprämie, …);, Darstellung des Einsparungspotenzials an Neubauten, in Bezug auf Ressourcenschonung, Kosteneinsparungen, …, Darstellung von Maßnahmen, um Leerstände zu reduzieren/Ursachen von Leerständen

  19. DI Gernot Brandweiner

    zwei Punkte:
    Gebäude: müssen „sommertauglich“ sein, d.h. Kühlung sollte ohne Klimaanlagen im Großen und Ganzen nur durch natürliche Belüftung möglich sein (Nutzung von Speichermassen). Low Tech Gebäude verringern Betriebskosten (u.a. Energie und Erneuerungskosten der Haustechnik Komponenten) und sichern längeren Lebenszyklus. Begrünbare Dächer und evtl. Fassaden wirken Wohlbefinden steigernd.

    Raume zwischen den Gebäuden: Rücknahme vollständiger Bodenversiegelung – Grünflächen, Baume, sicherfähige Flächenbefestigung (Pflaster) auch für KFZ Abstellplätze, Nutzung von Regenwasser zur Bewässerung usw.

    Verkehr und Infrastruktur unter die Oberfläche verlegen

  20. Harald bergmann

    Schwerpunkt sollte auf Raumplanung bzw. neue Instrumente dafür gelegt werden,. Die bestehenden Instrumente der Raumplanung (Flächenwidmungsplan, Bebauungsdichte etc.) greifen v.a. in städtischen Räumen zu kurz und können die Komplexität eines Stadtgefüges in keiner Weise abbilden. Es sollten somit die bestehenden Instrumente der Raumplanung weiterentwickelt bzw. zu einem interdisziplinären Planungsprozess für zusammengeführt werden. Dies wäre auch für Fragen der Nachverdichtung notwendig.

  21. Susanne Geissler

    Open data platforms und ICT Schnittstellen für die sektorübergreifende energetische Optimierung in der städtischen Planung; Adaptierung von Konzepten für typische österreichische Städte

  22. Walter Vertat, Gruppe "bewusst.nachhaltig", Agenda 21 Plus, Wien Alsergrund

    Verdichtung und Lebensqualität in der Stadt: Sollen Natur und Landwirtschaftsböden erhalten bleiben, so ist eine Verdichtung des Siedlungsraums unumgänglich. Die Entwicklung nach innen schürt jedoch Ängste in der Bevölkerung. Dazu kommen der demografische Wandel, zunehmende Migrationsströme und eine wachsende kulturelle Diversität, die Klimaerwärmung sowie sich schnell verändernde Gewohnheiten. Diese Phänomene zeigen sich in konzentrierter Form in den Quartieren – in den Räumen also, in denen wir wohnen, arbeiten und unsere Freizeit verbringen. Die Grundsätze der nachhaltigen Entwicklung sollten in Form von sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Kriterien auf die Ebene der Quartiere – von deren Konzeption bis zur Nutzung – übertragen werden. Dazu gehören unter anderem eine gute Gestaltung nutzbarer öffentlicher Räume, soziale Inklusion, die Beteiligung aller Quartierbewohnerinnen und -bewohner (Junge und Alte, Migrantinnen, Migranten und Einheimische, Immobilienbesitzer und Mieter), umweltgerechtes Bauen, lokale Dienstleistungen, Langsamverkehr – und natürlich auch Pflege der urbanen Gestaltungsform und das Belassen von Freiräumen für Kultur und Kreativität. Auch die Komplexität und Vielfalt der Akteure sollen mitberücksichtigt werden. Damit Verdichtung längerfristig funktionieren kann, müssen flexible Strukturen geschaffen werden, die Umnutzungen ermöglichen und sich neunen Bedürfnissen, zum Beispiel älter werdender Bewohner, anpassen können. Gut zugänglicher grüner Freiraum, Sicherheit, Sauberkeit und die Vermeidung von Verkehrslärm sind anzustreben, damit bedürfnisgerechtes Wohnen in der Dichte die Bevölkerung anspricht.

  23. Walter Vertat, Gruppe "bewusst.nachhaltig", Agenda 21 Plus, Wien Alsergrund

    Konzepte und Finanzierung von Projekten von treibhausgas- und energiereduzierten Quartieren. Die Sanierung von Gebäudekomplexen ohne Berücksichtigung der Nahversorgung, der Befriedigung von Bedürfnissen vor Ort, der Qualität des öffentlichen Raums, … greift angesichts der möglichen Folgen einer Klima- und Energiekrise zu kurz. Ganzheitliche Sanierungskonzepte von Quartieren oder Stadtteilen zur Reduktion des Ressourcenfußabdruckes werden benötigt.

  24. Walter Vertat, Gruppe "bewusst.nachhaltig", Agenda 21 Plus, Wien Alsergrund

    Nachverdichtung im Bestand – Zubau von Dachgeschossen, Neubau von Gebäuden in der Stadt (Auffinden von Gebäudelücken – Kastererstellung), Verbesserung und Entwicklung von Kriterien zur Nachverdichtung.

  25. Walter Vertat, Gruppe "bewusst.nachhaltig", Agenda 21 Plus, Wien Alsergrund

    Optisch autofreie Siedlungen in der gebauten Stadt – Untersuchungen der Auswirkungen anhand von Projekten im Gebäudebestand. Autos sollen dauerhaft in Garagen am Siedlungsrand parken. Be- und Entladen von Fahrzeugen vor Gebäuden bleibt erlaubt. Die Oberfläche wird umgestaltet, öffentlicher Raum wird für Menschen zurück gewonnen. Parallel dazu erfolgt ein Ausbau der Alternativen zum privaten Auto. Darstellung von Best-Practice, Auswirkungen auf das Mobilitätsverhalten, den Energie- und Ressourcenverbrauch, die Nahversorgung, die Gesundheit, ….

  26. Prof. Erdmann

    Eines der zentralen Probleme von Großstädten ist der (drohende) Verkehrsinfarkt. Dieser bezieht sich sowohl auf den fließenden wie auch den ruhenden Individualverkehr. Der Volkswirtschaftliche Schaden durch Zeitverlust dürfte heute schon enorm sein, aber ohne geeignete Gegenmaßnahmen noch deutlich zunehmen.

    Die klassischen häufig schon angewendeten Instrumente (road pricing, Ausbau des ÖPNV-Netzes inkl. Ubahnen, Fahrradverkehr, Car sharing, Fahrspuren für den ÖPNV, innerstädtische Schnellstrassen, …) können das Problem ein Stück weit adressieren, doch ist deren Potential auch durch die damit verbundenen Kosten und Einschränkungen begrenzt, abgesehen davon, dass es teilweise an Akzeptanz und Finanzierbarkeit mangelt.

    Eine gesamtheitliche Sicht täte dringend not. Unter Berücksichtigung von Bundetgenzen und optimaler Energie- und Ressourcen-Allokation könnten Themen wie die effiziente Nutzung des Verkehrsraums durch intelligente Verkehrslenkung, Verbesserung der Intermodalität oder infrastruktur-orientierte Verdichtungsstrategien im städitischen Raum eine Rolle, aber auch getrennte Verkehrswege für die verschiedenen Verkehrsträger. Es würde sich auch lohnen, geeignete Ideen für den Fußgängerverkehr weiterzuverfolgen (siehe Beispiele in Zürich oder San Francisco).

  27. E.fried

    Eine energieoptimale dirigistische Gestaltung wird massiv auf Widerstände stoßen. Wichtig wären Anreize zu schaffen, z.B. durch ein erweitertes EnEffG. Städte müssten sich von der Investoren-getriebenen Bauentwicklung verabschieden und eine evidenzbasierte Gestaltung implementieren. Energie kann nur ein Ziel dabei sein, der Energiebedarf für Gebäude (inkl. graue Energie), Transport etc.sollte aber parallel zur Entwicklung der Bebauungspläne in einem Tool mitgezogen werden. Vielleicht lebt ja auch die SUP wieder auf, es wäre zu hoffen.

  28. Univ. Prof. DI Lilli Licka

    Ich halte die gesamtheitliche Sicht auf Stadt für einen wichtigen Forschungsansatz, also die Ausdehnung der Fragen auf das gesamte Raumgefüge, das die nicht bebauten Räume, Wege, Strassen, Plätze und vor allem auch die Grünräume beinhaltet. Letztere sind am meisten von Verdichtungen betroffen, sie sind ein wichtiger Faktor der Energiebilanz der Stadt.
    Die Komplexität von Stadt setzt also einen innovativen Forschungsansatz voraus, der zudem interdisziplinär umgesetzt werden muss. Daher ist eine Integration dieses Themas in die „Stadt der Zukunft“ vielversprechend, Stadtforschung auch methodisch weiterzubringen.
    Lilli Licka

  29. Thomas Mördinger, ÖKOBÜRO - Allianz der Umweltbewegung

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    ich empfehle ebenfalls dringend einen Schwerpunkt auf Raumplanung (Nachverdichtung) und in Folge auch Mobilitätsfragen zu setzen. So bedeutsam die Summe der Gebäude für die Stadt auch ist, entscheidend für eine erfolgreiche Reduzierung des städtischen Energieverbrauchs wird auch die Frage sein, wie wir uns zwischen den Gebäuden fortbewegen (können).

    Fußgänger- und radfahrerfreundliche Stadtplanungen beinhalten nicht nur großzügige Räume, in denen diese sich bevorzugt gegenüber dem stehenden und ruhenden MIV bewegen können, sie setzen auch auf Etablierung lokaler Zentren mit attraktiven Erdgeschoßzonen.

    Ein zweiter Schwerpunkt der Stadtplanung muss die Entwicklung eines dichten Netzes des Öffentlichen Personennahverkehrs für den Ballungsraum über Gemeinde- und Bundeslandgrenzen hinweg sein – inkl. passender Finanzierungsmodelle (vgl. dazu etwa Agglomerationsfonds in der Schweiz).

    Drittens braucht es Konzepte für den niederschwelligen Wechsel zwischen verschiedenen Verkehrsmitteln: Fahrrad, Bahn, Fern-, Regional- und Stadt-Bus, U-Bahn, Straßenbahn, (Leih-)PKW

    Viertens ist auch der städtische Gütertransport von Bedeutung. Welche neuen Organisatiosformen können dabei den Energieverbrauch senken?

    Mit freundlichen Grüßen
    Thomas Mördinger

    1. Michael Bobik

      Das sind auch meiner Meinung nach genau die wichtigsten Themen. Die energetische Sanierung von Einzelgebäuden ist ja, zwar zu langsam aber doch, glücklicherweise im Gange und braucht vielleicht Beschleunigung aber keinen Anstoß mehr. Die Verkehrserzeugung durch Zersiedelung wird noch immer viel zu wenig beachtet. Ich denke, dass es an der Zeit ist, aufzuhören, über die Abwanderung vom Land in die Stadt zu jammern und viel Geld und Zeit in Konzepte und Maßnahmen zu investieren, um dem entgegenzuwirken.
      Ein weiterer wichtiger Punkt ist aber sicher auch die Energiespeicherung und die Integration von Energiespeichern (elektrisch, thermisch) in ein Siedlungsgebiet.
      Michael Bobik

  30. Prof. Arch. DI Dr. Maria Schneider

    Für eine energieorientierte Stadtplanung und vor allem Stadtgestaltung bedarf es nicht nur der energieeffizienten Sanierung von Baukörpern, wie im Moment bei fast allen diesbezüglichen Forschungsausschreibungen gefordert, sondern die Entwicklung eines zukunftsorientierten nachhaltigen Konzeptes für eine Stadt / ein Stadtviertel / eine Gemeinde müsste im Vordergrund stehen. Dies würde eine Nachverdichtung / Nutzungsmischung / Verkehrsreduzierung / etc. sowie eine Neugestaltung des öffentlichen Raumes für die Bevölkerung bedeuten. Mit einem guten Konzept könnte man zukünftig jede Menge Energie einsparen, vielleicht mehr als bei der Gebäudesanierung und gleichzeitig die soziologische Komponente sowie eine Bewusstseinsbildung der Bevölkerung einbeziehen. Dies würde auch eine interdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedener universitärer Institutionen, der Politik (z.B. Stadtplanung), anderer Experten und der Bevölkerung, etc. fördern.
    Ich würde mir sehnlichst eine Ausschreibung in diesem Sinne wünschen.
    Für Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung.

  31. arch Ingrid Habenschuss

    Stimme den Gedanken von Prof. Stöglehner zu !
    Es gibt u.a. ein europäisches Forschungsprojekt zw. einigen Städten in Europa , das befasst sich mit „heating Islands“ in europäischen Städten , den folgen und wie man damit umgeht bzw. präventiv agieren kann.

    Dazu meine dringende Empfehlung einfachster massnahmen , die nicht einmal kosten verursachen :
    Eindämmen der architekturmode schwarzer (!) Baukörper – und zwar Fassade und Dachflächen , die
    verbreiten sich wie eine Epidemie – die Überflutung mit reinen stahl/glasfassaden ( bringen Überhitzung u n d Lärm )
    dringende Bewussseinsveränderung bei Entscheidungsträgbern ( Investoren /Ämter / Politiker):
    Weg vom Prinzip Pflegeleichtigkeit in a l l e n bereichen – öffentlich und privat – endlose asphaltflächen und /oder betonsteine – urban gardening ist optimal zu fördern statt pflegeleicht – bringt Nebeneffekt :
    Je weniger pflegleichte Umgebung , umso weniger Vandalismus
    Je pflegeleichter ,umso mehr Vandalismus ( die Logik ist bei den Entscheidungsträgern leider noch lange nicht nicht angekommen )

    Zu den umsetzungsmassnahmen im bestand und allgemein :
    So wenig Beton und Stahl wie möglich – soviel (gedämmter) ziegel und holz wie nur denkbar –
    in d i e s e m zusammenhang aufräumen mit der nicht ausrottbaren Fixidee der meisten Architekten ( sorry, zu 99 % sind s die Herren ) , dass die Tragstruktur eines Objektes aus holz eine Fassadenverkleidung aus Holz bedingt !
    1. passt die nicht in die Stadt und kann
    2. im Normalfall das gleiche wie jede andere Tragstruktur und genauso verputzt sein wie jede andere Fassade

    Sind nur kleine Gedanken , die kaum kostenrelevant sind …………..

    Ingrid Habenschuss

  32. Assoc.Prof. Dr. Gernot Stöglehner

    S.g. KollegInnen,
    ich würde für die Ausschreibung einen Schwerpunkt zu Nachverdichtung in städtischen und kleinstädtischen Kontexten sowie in ländlichen Räumen vorschlagen. Fragen betreffen z.B. die Eignung von Siedlungen für Nachverdichtung und konkrete Umsetzungsmöglichkeiten im Bestand. Für Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung.
    Beste Grüße
    Gernot Stöglehner

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